Ladegastorgel Naunhof
Fotos: Carsta Müller, Norbert George
Mit dem Vermächtnis einer Bürgerin und der großzügigen Beihilfe des sächsischen Landeskonsistoriums schließt die Naunhofer Kirchgemeinde im August 1880 mit dem renommierten Weißenfelser Hoforgelbauer Friedrich Ladegast einen Vertrag über den Neubau einer Orgel. Bereits 1882 wird das spätromantische Instrument, das über zwei Manuale und 22 Register verfügt, fertiggestellt und in Betrieb genommen.
Drei Jahrzehnte später ist Europa ein Pulverfass: Drei Zentner zinnerner Orgelpfeifen sind beschlagnahmt und werden für Heereszwecke eingeschmolzen. Ende der 20er Jahre haben Inflation und Wirtschaftskrise ihre Spuren hinterlassen: Die verloren Pfeifen sind mit preiswertem Zink ersetzt – der Orgelprospekt schillert avantgardistisch in „Art déco“.
Was vom originalen Pfeifenwerk übrig ist, wird im Geiste der Zeit des Jahres 1950 „entromantisiert“ und klanglich umgestaltet. Das Instrument, das Friedrich Ladegast einst konzipierte, ist nicht mehr wiederzuerkennen.
Nach der politischen Wende beginnt man südlich von Leipzig mit der Renaturierung und Flutung ausgedienter Braunkohletagebaue. Im Zuge dessen sinkt in Naunhof mit dem Grundwasserspiegel auch das Bodenniveau mehrerer Massivholzpfeiler, auf denen neben dem Gewicht zweier Kirchenemporen auch das der „Königin der Instrumente“ ruht. Das Gefälle der Orgelempore beträgt schließlich stolze 20 Zentimeter, wirft natürlich Fragen auf und setzt auch dem historischen Instrument weiter zu. Anfang der 2000er Jahre sind sich alle Orgelsachverständigen einig: Durch eine umfassende Restaurierung und die Rückführung in den Zustand der 1880er Jahre soll die „alte Dame“ wieder zu ursprünglicher Anmut und Würde zurückfinden.
Das Projekt wird mehr als 350.000 Euro und die Orgelwerkstatt Kristian Wegscheider unzählige Arbeitsstunden kosten, ehe das Instrument im Jahr 2011 durch eine Kommission geprüft, abgenommen und im Rahmen einer Festwoche feierlich geweiht wird. stadtkirche-naunhof.de